Nachrufe


† Prof. Dr. Dietrich Klemm, Dießen am Ammersee

Am 2. Oktober 2020 ist im Alter von 87 Jahren Herr Prof. Dr. Dietrich D. Klemm verstorben.

Herr Klemm war ein weltweit bekannter Geowissenschaftler. Er war von 1973 bis zu seinem Ruhestand Leiter der Arbeitsgruppe Geochemie, Lagerstättenkunde und Archäometrie an der Fakultät für Geowissenschaften der Ludwig-Maximilians-Universität München.

 

Seine Forschungsaktivitäten bezogen sich auf Themen der Geochemie und Lagerstättenforschung, die er zunächst im Odenwald, in den Zentralalpen und in der Toskana untersuchte. In Afrika galt dann sein Interesse den gebänderten Eisensteinen und den Chromit- und Titanomagnetit- Vorkommen in und um das Bushveld sowie den Vorkommen metasedimentärer Erze in Nigeria, Simbabwe. Aufgrund all seiner Erfahrungen in der Lagerstättenkunde war er viele Jahre Herausgeber der internationalen Zeitschrift Mineralium Deposita und 1984 Mit-Herausgeber des Buches „Time- and Stratabound Ore Deposits“.

Entsprechend seiner Interessen für die praktische Anwendung der Petrographie vor allem im Zusammenhang mit (prä-) historischen Aspekten, entwickelte Dietrich Klemm zusammen mit dem Mineralogen Rolf Snethlage zwischen 1976 und 1998 an der Ludwig Maximilians-Universität München ein Labor zur Restauration und Konservierung von Denkmalgesteinen, das eines der wichtigsten Anlaufpunkte für die Bearbeitung der vielfältigen Probleme der Steinkonservierung in Deutschland wurde. Im Rahmen dieser Forschungsaktivitäten vergab er fünf Masterarbeiten und sechs Dissertationen.

Seit Ende der 1970er Jahre wandte er sich dann zusammen mit seiner Frau, der Ägyptologin Rosemarie Klemm, verstärkt der Archäometrie in Ägypten zu. Sie untersuchten die in den zahllosen Kunstwerken und Architekturen (allen voran die Pyramiden) des Landes verwendeten Baumaterialien, d.h. die Gesteine. Von Bedeutung war deren mineralogische Zusammensetzung und Petrographie als Grundvoraussetzung für eine Identifikation ihrer Herkunft. Wo waren die Steinbrüche der Pharaonen gelegen? Sie unternahmen 1986-1987 zwei Feldkampagnen und arbeiteten vor allem in den Regionen zwischen Abu Roash und Meidum, um geologische Proben zu sammeln. Sie schrieben hierzu eine Reihe von Büchern, wie z.B.: „Die Steine der Pharaonen. Herkunftsbestimmung altägyptischen Steinmaterials“ (1981); „Steine und Steinbrüche im Alten Ägypten“ (1993) und „The Stones of the Pyramids. Provenance of the Building Stones of the Old Kingdom Pyramids of Egypt” (2010).

 

Gleichzeitig verstärkten Rosemarie und Dietrich Klemm zwischen 1977 und 1999 ihre gemeinsamen Forschungen in Ägypten und Sudan zum Thema frühes Gold. Im Osten dieser Länder, in the Eastern Desert, lag nämlich eine riesige geochemische Goldanomalie mit hunderten von kleineren Vorkommen und größeren Lagerstätten, die in alter Zeit abgebaut worden waren und Grundlage des märchenhaften Reichtums an diesem Edelmetall im alten Ägypten waren. Sie waren typischerweise oft mit Kupfervererzungen assoziiert. Auch hier wurden Masterarbeiten und Dissertationen vergeben.

 

Anlass dieser Arbeiten war die Tatsache, dass trotz enormer archäologischer Aktivitäten in dieser Region außerordentlich wenig über die Goldlagerstätten, über die Gewinnung dieses Edelmetalls aus seinen Vererzungen, und die archäologischen Hinterlassenschaften dieser Gewinnungsverfahren bekannt waren. Eines der wichtigsten Bücher für alle, die sich (nicht nur) mit dem wohl umfangreichsten alten Goldrevier der Alten Welt befassen, ist Rosemarie und Dietrich Klemms „Gold and Gold Mining in Ancient Egypt and Nubia. Geoarchaeology of the Ancient Gold Mining Sites in the Egyptian and Sudanese Eastern Desert”, das 2013 bei Springer Nature erschien.

 

Die Klemms haben über 300 Sites in diesen Ländern aus unterschiedlichen Epochen besucht und dokumentiert: geographische Koordinaten, archäologische Funde, geologische Beschreibung der Goldvorkommen, Aufbereitung. Immer wieder und fast überall wurden Mengen an Aufbereitungswerkzeuge aus Stein gefunden, die petrographisch beschrieben wurden. Die Klemms hatten die Erlaubnis, zahlreiche Aufbereitungswerkzeuge nach Deutschland exportieren, wo sie in etliche Museen verteilt werden konnten. Das Buch gibt die unglaubliche Dichte der Goldvorkommen wieder und vermittelt, welche unglaubliche Bedeutung sie für die (prä-) historische Geschichte des Mittelmeerraums und des nördlichen Afrikas von 4000 v.Chr. bis in die Frühislamische Zeit (~800-1350 n.Chr.) hatten.

 

Aufgrund seiner vielseitigen Aktivitäten nahm er zwischen 2001 und 2004 den Posten des Co-Editors der internationalen Zeitschrift Archaeometry an.

 

Man wird Dietrich Klemm vermissen!

 

Wie aus diesem kurzen Nachruf schon hervorgeht, war er ein sehr vielseitig interessierter Wissenschaftler, der aufgrund seines so freundlichen, umgänglichen Wesens und seiner Fähigkeit, von seinem Wissen weiterzugeben so viele seiner Kolleg*Innen von seinen Arbeiten zu überzeugen verstand. Wer das Glück gehabt hat, ihm zu begegnen, wird diese seine Persönlichkeit (mit der unvergesslichen Fliege!) gerne in Erinnerung behalten!


† Dipl.-Ing. Michael Back, Bad Windsheim
Wir trauern um unser Mitglied Dipl.-Ing. Michael Back, gestorben am 14. November 2014. Herr Back war bis Ende 2013 verantwortlich für die Ziegelei im Bereich Forschung und Wissenschaft des Fränkischen Freilandmuseums in Bad Windsheim.


† Prof. Dr. Wolfgang Brockner, Clausthal
Im Sommer 2013 verstarb unser langjähriges Mitglied Herr Prof. Dr. Wolfgang Brockner, Clausthal, im Alter von 75 Jahren.

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† Matthias R. Krbetschek
Am 15. Oktober 2012 verstarb unser lieber Freund und Kollege Matthias Krbetschek nach längerer Krankheit Zuhause in Freiberg/Sachsen.

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